200‘000 Menschen besuchen den virtuellen israelisch-palästinensischen Gedenktag

14. Mai 2020

Schätzungsweise 200‘000 Menschen verfolgten eine virtuelle israelisch-palästinensische Gedenktagszeremonie, die über Zoom gehalten und aus Tel Aviv und Ramallah übertragen wurde. Der NIF ist ein langjähriger Unterstützer und Partner dieser besonderen Veranstaltung.

Trotz des heftigen Widerstands der Regierung und fehlgeschlagener rechtlicher Versuche, die Veranstaltung zu stoppen, wird die alternative Gedenktagszeremonie seit 15 Jahren von Combatants for Peace und dem Elternkreis - Familienforum durchgeführt.

Letztes Jahr besuchten 9‘000 Menschen die Veranstaltung an den beiden Orten, aber dieses Jahr ging die Veranstaltung aufgrund der Coronavirus-Pandemie über Zoom online und erreichte weit mehr Menschen als je zuvor.

Der UN-Sonderkoordinator für den Friedensprozess im Nahen Osten, Nickolay Mladenov, übermittelte besondere Grüsse. "Wir müssen wirklich sehen, dass Palästinenser und Israelis sich nicht nur im Kampf gegen das Virus, sondern auch für den Frieden zusammenschliessen".

Hagai Yoel aus dem Kibbuz Ramat Rachel bei Jerusalem, dessen Bruder Eyal während der Operation "Defensive Shield" in der zweiten Intifada in Dschenin getötet wurde, sagte: "Ich weigere mich, als Verräter zu gelten, weil ich gegen die Besatzung bin. Ich lehne es ab, zensiert zu werden, weil ich glaube, dass Frieden lebenswichtig ist. Ich lehne es ab, von der Gesellschaft verurteilt zu werden, weil mir klar ist, dass Frieden, und nur Frieden, eine Situation der Ruhe herbeiführen und jedem, der hier lebt, ein besseres Leben ermöglichen wird. Ich weiss, dass beide Seiten etwas aufgeben müssen, um einen Streit beizulegen, denn wenn ich alles nehme, wird die andere Seite frustriert und verzweifelt sein, und das bedeutet ständigen Krieg.

Yusra Machfud aus dem Al-Arroub-Flüchtlingslager bei Hebron, dessen 14-jähriger Sohn Alla durch Schüsse der israelischen Armee getötet wurde, sagte: "Trotz der Entbehrungen, die ich erlebt habe, stehe ich heute mit einer Botschaft der Hoffnung vor Ihnen. In den Tagen nach der Tragödie, die mich heimgesucht hat, hatte ich ein grosses Bedürfnis nach Rache. Etwas zu tun, das das in mir brennende Feuer löschen würde, und ich wusste nicht, was ich tun sollte.

Aber die Begegnung mit den trauernden Eltern auf der anderen Seite lehrte mich, dass ihr Schmerz derselbe war wie mein Schmerz, und die Gier nach Rache wurde durch die Einsicht ersetzt, dass es besser wäre, nach Frieden zu streben und nicht nach der Fortsetzung der Gewalt.“

Gedenktag 2020:

In den letzten fünfzehn Jahren haben Tausende von Israelis und Palästinensern jedes Jahr einen Abend miteinander verbracht, um den Schmerz derer, die auf der "anderen Seite" leben, anzuerkennen und sich gemeinsam eine bessere Zukunft vorzustellen.

Diese besondere Veranstaltung basiert auf den Werten der Anerkennung, Hoffnung, Solidarität und Gewaltlosigkeit. Gemeinsam werden wir inspirierende Geschichten hören, Überlegungen austauschen und den Aufruf unserer Gemeinschaft erneuern, den Konflikt auf gerechte und friedliche Weise zu beenden.

Organisatoren: New Israel Fund, American Friends of the Parents Circle - Families Forum und Americans Friends of Combatants for Peace

Gedenktag 2019: